„Wir alle haben tiefgreifende Unterdrückung und Ablehnung erlebt. In unserer Kultur ist es üblich, daß man in seinem Kindsein zurückgewiesen wird, weil man nicht den Erwartungen von Erwachsenen entspricht. Gleichzeitig darf ein Kind sich nicht als Opfer erleben, denn das würde dem Mythos widersprechen, daß ja alles aus Liebe und seinem Besten geschieht. So wird das Opfersein zur Quelle eines unbewussten Zustandes, in dem das eigene Erleben als etwas Fremdes ausgestoßen und verleugnet werden muß. Diesen Teil von sich wird der Mensch fortan suchen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Es ist dieses Suchen, das uns zum Verhängnis wird.“ Zitat von Arno Gruen aus „Der Fremde in uns“
Legen wir unser Wesen in die Form eines ausgespülten, gelösten Wurzelstrangs. Das Flussbett, in dem wir treiben, ist hier steinig und klar, später weich und trüb, mal offen und weit, dann wieder eingeschlossen und schmal. Wir wissen um seinen wechselnden Verlauf, fühlen uns magisch angezogen, legen oft unser Weh- und unseren -Mut hinein und lassen sie mit fortfließen. Als Treibholz hineingegeben stoßen wir uns in der Strömung, bekommen Scharten und Schrunden, werden im Sandigen, Seichten wieder glatt geschmirgelt und poliert. Verfangen wir uns in der Böschung und haften an, beginnen wir zu modern und stinken. Doch alles birgt Austausch und Wachstum, Fülle und Glanz. Die reine Hingabe lässt uns verwandeln und erblühen, unverwechselbar in unserer Gestalt und Patina. Und alles ist durchdrungen von den Kräften der stetigen Erneuerung. Unser Wesen ist aufmerksam, spontan, verspielt und liebevoll.
„Sie können sich selbst nur (er)kennen, wenn Sie nicht bewusst vorgehen, wenn Sie nicht darauf abzielen, sich nicht schützen, nicht ständig darauf bedacht sind, die Dinge zu lenken, zu ändern, zu bändigen, zu kontrollieren – wenn Sie unerwartet sich selbst sehen, das heißt, wenn der Geist keine vorgefasste Meinung über sich selbst hat, wenn er offen ist, unvorbereitet auf die Begegnung mit dem Unbekannten.“ Zitat von Krishnamurti aus „Gedanken für jeden Tag“
„Wir erkennen, dass egozentrische, selbstbezogene Aktivitäten schädlich, zerstörerisch sind und dass jede Form der Identifikation – beispielsweise mit einem Land, mit einer bestimmten Gruppe, einem bestimmten Wunsch, den Anstreben eines Zieles, hier oder im Jenseits, die Verherrlichung einer Idee, das Nacheifern, das Streben nach Tugendhaftigkeit und so weiter – im Grunde eine egozentrische Aktivität ist. Alle unsere Beziehungen – zur Natur, zu anderen Menschen, zu Ideen – sind das Resultat dieser Aktivität. Was soll man tun, wenn einem all das bewusst ist? Dieses ganze Bestreben muss von selbst enden – nicht durch selbst auferlegten Zwang, nicht durch Beeinflussung, nicht durch Führung von außen.“ Krishnamurti über Selbstbezogenheit aus „Schöpferische Freiheit“
Die sich selbstverzehrende Flamme Bedürftigkeit ist das Gegenteil von Hingabe
Eine Mutter, die sich nicht gut tut, die sich nicht fühlen kann und liebt, nichts ahnt, warum ist sie eigentlich da?
Ein Vater, der sich betäubt, der sich lähmt, was ist er wert?
Eine Frau, die sich nicht frei entfalten kann und erblühen lässt, was wird sie in der Welt hinterlassen?
Ein Mann, der nicht in seiner wahren friedvollen Kraft ist, was kann er schöpferisches geben?
Ein Mädchen, was nicht zu sich und ihrem Körper im Vertrauen steht, was wird sie ausstrahlen?
Ein Junge, der nicht weiß, wo er hingehört und nicht weiß, wem er sich in seinem Wesen verschenken darf, wie wird er der Welt begegnen?
Kann ein Herz in so einem Umfeld, in so einer Welt, aufwachsen und die Chance haben, ein Mensch zu werden? Wer will dann schon Mensch sein? Wer vermag überhaupt zu erkennen, was Menschlichkeit ist?
Wenn Menschen ihren Gefühlen nicht folgen und diese nicht leben, stumpfen sie ab. Sie entgleiten ihrer wahren Bestimmung und irgendwann hören sie auf, sich zu spüren. Lässt der Schmerz sie dies immer wieder erfahren und fühlen, versuchen sie, ihre Bedürfnisse über Konsum und Macht zu kompensieren. Der Druck steigt. Es entsteht eine immer größere Bedürftigkeit, weil alles in einem Selbst scheinbar fehlt, da der Zugang nur kurzzeitig oder gar nicht mehr spürbar ist. So entwickelt sich kein Vertrauen gegenüber dieser Welt. Da sie ihm, dem Menschen, scheinbar ihre Fühlbarkeit entzogen hat. Alles wird kontrolliert, alles wird festgehalten. Was spontan gefühlt wird, drängt nach ständiger Wiederholung. Doch dieses Festhalten von dem Wenigen erzeugt – einem Staudamm gleich – neue Blockaden. Und bringt den stetig versiegenden Energiefluss restlos zum Stillstand. Der Mensch ist nicht mehr fähig, sich dem Leben zu schenken. Warum ist er dann noch da?
Kann ein Herz in so einem Umfeld, in so einer Welt, aufwachsen und die Chance haben, ein Mensch zu werden? Wer will dann schon Mensch sein? Wer vermag überhaupt zu erkennen, was Menschlichkeit ist?
Was für eine Gemeinschaft wird aus solchen Wesen erwachsen? Eine Gesellschaft voller einzelner Individualisten? Wem nutzen diese? Und ein alles und vor allem sich selbst verschlingender Kapitalismus? Jede Bedürftigkeit ist eine neue Geschäftsidee. Es wird viele Opfer geben, aber keine Überlebenden. Es wird noch mehr Täter geben, aber keine Gewinner.
Es wird so lange alles leuchten, strahlen, schreien, blubbern, blitzen und donnern bis der letzte Rest an Materie verbrannt ist.
Kann ein Herz in so einem Umfeld, in so einer Welt, aufwachsen und die Chance haben, ein Mensch zu werden? Wer will dann schon Mensch sein? Wer vermag überhaupt zu erkennen, was Menschlichkeit ist?
Das wahre Einhorn ist ein das eigene Selbst bestimmendes und unabhängiges Wesen. Es sieht sich in seiner geschenkten Vollkommenheit und nimmt sich darin vollständig an. Es bleibt in dieser Wahrnehmung im absoluten Vertrauen zu sich selbst. Und es übernimmt dadurch die umfassende Verantwortung für sein Leben. Als kleiner Teil vom großen Plan erfährt, erfühlt, erkennt es auf seinen Wegen die ihm zugedachte Bestimmung und Aufgabe. In der Erfüllung seines Selbst, empfängt das wahre Einhorn in der Begegnung wort- und urteilsfrei die Gaben und Geschenke des Gegenübers. Eine echte Beziehung ist frei von Erwartungen dessen, was geschenkt werden möchte. Und frei von Vorwürfen darüber, was selbst erdacht, erhofft, gewünscht, gewollt worden ist. Es ist sich bewusst, das alles nicht Empfangene verblasst, verhungert, stirbt vor der fest verschlossenen Tür zum dunklen Keller seiner eigenen Seele.
Das wahrhaftige Einhorn akzeptiert die Wirklichkeit, und stellt sich darin aufgeschlossen und neugierig allen Herausforderungen. Besonders dem Schmerz, denn er birgt im hohen Maße Lebendigkeit und Klarheit. Als ein einzelnes Wesen ist es Nichts. Das wahrhaftige Einhorn reicht dem Tod freundlich die Hufe, da er ihm mit seiner Geburt als Begleiter zur Seite gestellt wurde, nicht die Zeit! Die Möglichkeit, eine neue Erfahrung zu machen, findet das wahrhaftige Einhorn in jedem Moment. Einzig seine Gabe, sich in Liebe, Freude und Schönheit zu transzendieren, ist ein gottgegebenes Geschenk, um den wichtigsten Superlativ im Leben, Das höchste Selbst, zu gestalten und weiterzugeben. Nichts anderes als ein Einhorn möchte es sein. Nur dann fühlt es sich in seiner Kraft. Magic!
Perfid:
Maßlos und gierig rennen die Menschen dem Leben hinterher. Sie sehnen sich nach Gefühlen. Sie sehnen sich nach Sicherheit. Aus Angst, sich zu isolieren, konsumieren sie alles, was ihnen die Sinne stumpf werden lässt. Über den ihnen geschenkten inneren Reichtum legen sich die aufgetischten Formeln nach mehr Lustgewinn. Sie brechen mit ihrem wahren Wesen.
Perfid:
Die wachsende Gesellschaft ist eine perfekt erscheinende nihilistische Illusion, die real gelebt wird. Leben im Moment heißt:
Sicherheit beim fühlen erleben und erleben von Gefühlen in Sicherheit. Gefahren und Schmerz werden ausgeblendet. Es wird nichts Reales, nichts Tiefes, nichts Gefährliches oder Göttliches zu finden sein. Es wachsen nur Wut und Hass auf die Täuschungen, die wir im Außen erleben.
Perfid:
Der Mensch möchte das Leben erleben, ohne sich wahrhaft auf das Leben einzulassen.
Obwohl es im Denken jedem vertraut und verständlich ist: Das Leben ist lebensgefährlich.
Perfid:
In ihrer Angst vor ihrem wahren Wesen sind die Menschen laut, schwemmen sich auf mit künstlichen Emotionen, erklären hysterisch, dass sie Dieses und Jenes sind. Damit sie nicht feststellen müssen, das sie eigentlich Nichts sind.
Perfid:
Nur im Erkennen und Fühlen der eigenen Nichtigkeit und in der ehrlichen Annahme des empfangenen Schmerzes darüber, wird die wahre Freiheit geboren. Im Keim erstickt sie, wenn das eigene Ego und die eigene Sicherheit wichtiger sind.
Perfid:
Es speisen sich Religionen, selbsternannte Heiler, Gurus vom ewigen Sehnen der Menschen nach tiefen Gefühlen, nach Gemeinschaft. Die Menschen stehen Schlange an ihren Türen, da sie nicht bereit sind, selbst die Verantwortung für sich zu übernehmen. Es bleiben ein gegenseitiges Lecken, Massieren, Beräuchern und Streben nach einem konstruierten Hier und Jetzt, dem ultimativen Kick, dem großen Fest der Gefühle. Alles Hoffen und Wünschen muss klar definiert sein und manifestierte Berechenbarkeit besitzen. Es gelüstet nach spiritueller Entfaltung zum ganzen Universum, aber nicht ohne Rettungsweste und Reiserückflugversicherung.
Perfid:
Jede Handlung muss einem Willem unterworfen sein. Es kann dem allgemeinen Denken nach keine willenlose Handlung geben. Dem Kind wird sein Wille schnell gebrochen, wenn er nicht in unsere vorgedachte Lebenskonstruktion passt. Bleibt das Kind in seinem Fühlen unverstanden, kommen diese Erfahrungen ersten Einbrüchen in die Freiheit gleich. Spontanität und lustvolles Spielen mit den Möglichkeiten, darin kann der Mensch nur ein Verräter, Schmarotzer, Dieb oder Gauner sein.
Perfid:
Menschen brauchen das Wissen von anderen, um selber zu wissen, ob sie fühlen dürfen wie sie fühlen.
Perfid:
Menschen weinen um das nicht Gelebte. Wozu denkt der Mensch sich ein Leben aus, was von ihm nicht gelebt wurde? Warum lebt er nicht das Leben, was er leben darf? Es bleibt allzuoft die Beschäftigung mit seinen zurückliegenden Leben und allem, was darin in der selbst gestalteten Erinnerung wundervoll und schrecklich war. Hexe, Magier, Prostituierte, König, Sklave, Ameise, … jetzt sind wir Einhörner. Die größten, stärksten und schönsten. Wir wollen alles gewesen sein und vor allem die Auserwählten!
Perfid:
Du möchtest, dass ich dich nehme. Du möchtest mir nicht sagen, dass du mich willst. Du willst verführt werden. Du willst, dass deine Absicht nicht klar ist, und dazu soll ich Dich nehmen. Du willst das Opfer sein in der Begegnung. Du willst nicht erhobenen Hauptes als Frau, als Mann, zu deiner Lust stehen. Nein, der Rausch soll entführen, die Betäubung soll vernebeln. Die Lust soll dir aufgezwungen werden, so das du immer auf mich zeigen kannst. Dass du nie an was Schuld hattest. Dass du nie die Verantwortung für dein Leben tragen musst. Dass es keine Begegnung auf Augenhöhe gab. Weil du so denkst, bleibst du unschuldig, denkst du. Aber du machst dich darin zum Täter, weil du mich zum Täter machen willst. Weil du dich nicht traust, mich öffentlich von Angesicht zu Angesicht zu begehren. Weil du einem Einhorn gleichen willst: zart, schön, rein und einzigartig. Über alles erhaben.
Perfid:
Wer möchte wahrhaft Mensch sein?
Durch deine Feigheit folgst du einer langen Tradition und schürst eine scheinbar endlose Tragödie. Eine Tragödie aus Leidenschaft, Schuld, Sühne und Schmerz. Das ewige Drama zwischen Opfer und Täter. Erlösung wird niemand finden. Ein ‚Happy End‘ wird es nicht geben. Es wird keine Liebe in deinem Leben wahrhaft erblühen können. Und somit auch nicht in anderen Leben. So lange nicht, wie wir uns in unseren Taten und Leiden unterwerfen.
Perfid:
Im Leid zu leben, ist Abkehr von einem göttlichen Plan. Selbstmasturbation an seiner eigenen Unterwerfung. Mitleid haben nur die Tatenlosen. Sie führen lieber ein Leben als Einhorn. Zynisch und voller Ironie.
Wer möchte schon wahrhaft Mensch sein?
Treppen und Türen. Türen und Treppen. Wir sind eine Gesellschaft aus Einhörnern. Wir galoppieren Treppen auf und ab, in Eile, und rennen noch jede Tür mit unserem golden Horn ein, bevor wir sehen, hören, fühlen, lieben. Wir sind die Auserwählten. Die Stolzen, die Goldenen, die Coolen, die Bling-Bling- und Spring-Break-Generation, die sich nicht mit der Welt in Demut verbinden muss, weil wir ja so unabhängig sind. Wir sind die Generation, die die Wirklichkeit – Gefühle, Ländereien, Kultur, Beziehungen, Sex, Familie und Mutter Natur – kontrollieren und sich erkaufen möchte.
Perfid:
Wir konditionieren Monogamie. Dabei ist unser Leben ein einziges Fremdgehen, ein Wort- und Treuebrechen. Wir vermögen es nicht, uns wahrhaft zu begegnen und zu lieben.
Perfid:
Das Leben: ein erschöpfender Tanz, nur weil wir uns für regenbogenfarbige, kristallbesetzte, schillernde Einhörner halten.
Wer möchte wahrhaft Mensch sein? Ich will doch schon immer ein Einhorn sein.
§1 Ich kann nur lieben,
nur Liebe geben. §2 Ich kann nichts planen, ich kann nur Momenten folgen. §3 Ich kann nur schenken, und Geschenke annehmen,
die aus Impulsen folgen.
§4 Ich kann nur Inspiration und Impulse schenken.
Wenn diese nicht ihren Paten finden, darf ich weitergehen,
dorthin wo ich schenken darf.
§5 Wenn meine Seele sich nicht schenken darf, entsteht Widerstand. §6 Ich kann nur mich wahrnehmen, im optimalen Fall,
wenn ich nicht abgelenkt bin.
„Die Liebe stirbt nie einen
natürlichen Tod. Sie stirbt, weil wir das
Versiegen ihrer Quelle nicht aufhalten, sie
stirbt an Blindheit und Missverständnissen
und Verrat. Sie stirbt an Krankheiten und
Wunden, sie stirbt an Müdigkeit. Sie siecht
dahin, sie wird gebrechlich, aber sie stirbt
nie einen natürlichen Tod. Jeder Liebende
könnte des Mordes an seiner eigenen Liebe
bezichtigt werden. “
Zitat von der wundervollen Anaïs Nin
Zu dem 21 . Sachsen-Anhalt Tag am 17. Juni 2017, 15 Uhr in Eisleben, bin Ich mit dem Friedenslauf von Rom 2017 e.V., zu Gast auf der MDR Bühne zu einer Podiumsdiskussion.
,,Der Wert eines Menschen drückt sich in letzter Linie nie aus in der Beziehung zum anderen Menschen, sondern er besteht in sich selbst. Deshalb dürfen wir auch nie unser Selbstgefühl oder unsere Selbstachtung vom Verhalten eines anderen Menschen abhängig machen, wie sehr wir auch menschlich dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden können.“ Zitat von Anselm Grün