ibug 2022

zieht wieder mehr als 10.000 Kunstfans nach Flöha

Die Industriebrachenumgestaltung – kurz ibug – fand in diesem Sommer zum zweiten Mal in Flöha statt. Mehr als 10.000 Neugierige und Kunstliebhaber:innen besuchten an zwei Wochenenden – vom 26. bis 28. August und vom 2. bis 4. September – die 17. Auflage des Festivals für urbane Kunst in der ehemaligen Buntpapierfabrik an der Augustusburger Straße. Rund 70 Künstler:innen waren aus ganz Europa, aber auch aus Brasilien, Puerto Rico oder den USA angereist und haben für die diesjährige ibug die ca. 5.000 qm große Brache wieder mit Graffiti, Malereien und Illustrationen, Installationen, Skulpturen und multimedialen Projekten zum Leben erweckt und in ein Gesamtkunstwerk verwandelt. An den beiden Festivalwochenenden gab es dazu ein buntes Rahmenprogramm mit Führungen, Filmen, Artist Talks, einem Kunstmarkt und Musik. Außerdem erkundeten rund 500 Schüler:innen die Ausstellung auf Zeit und nutzten die Angebote der Bildungswoche im Rahmen des Festivals.

Für uns als Festivalmacher:innen war das diesjährige Festival besonders, weil wir erstmals in der gleichen Industriebrache wie im Vorjahr zu Gast waren. Für uns als Team war das eine neue Herausforderung und Erfahrung. Wir freuen uns, dass wir nach zwei Jahren mit Corona-bedingten Einschränkungen wieder mehr internationale Künstler:innen und facettenreiche Kunstwerke präsentieren konnten und die Besucher:innen die Möglichkeit hatten, die Ausstellung und das vielseitige Programm uneingeschränkt zu erleben. Die positive Resonanz motiviert uns für die weitere Arbeit. Ohne die großartige Unterstützung der Stadt, die zahlreichen Partner:innen und Förderer sowie den engagierten Einsatz der vielen ehrenamtlichen Helfer:innen wäre das Projekt wie immer nicht möglich gewesen. Ihnen, allen Gästen und auch den verständnisvollen und geduldigen Anwohner:innen um die Buntpapierfabrik gilt unser Dank! (Text von https://ibug-art.de/ )

Mein Beitrag war eine 15 Meter lange Tuscheillustration auf einen neonfarbigen Karton den ich in der Industrieanlage vor Ort fand. Stefan Heym´s „Die Augen der Vernunft“ war dabei inhaltliches Thema sowie Inspiration für mein Werk.

„Der Widerspruch zwischen der Ethik im täglichen Leben des Menschen und der Ethik der Kunst geht zurück auf jene Zeit, da zum ersten Mal ein Möbelstück nicht mehr zum Gebrauch, sondern um seiner selbst willen entworfen wurde; da aus dem Ritual das Drama entstand; da das Arbeitslied sich in zwei Ströme teilte und Kunstmusik nichts mehr zu tun hatte mit den Melodien der erntenden Mägde im Feld; und da das Wort, das zur Tat aufrufende, aus den Niederungen des Alltags herausgehoben und zur unterhaltenden Kunst wurde. Seither hatte die Kunst stets zur Voraussetzung eine Klasse, der die Muße zum Kunstgenuss zur Verfügung stand; und bis auf den heutigen Tag konnte diese Muße allein auf Kosten derer geschaffen werden, die sich abrackern, damit andere freie Zeit hätten. Das Ironische dabei ist, dass regelmäßig in dem Augenblick, in dem eine Klasse den so wünschenswerten Zustand parasitärer Existenz erreichte und sich zum Kunstgenuss notwendige Muße leisten konnte, das Ende der Herrschaft dieser Klasse in Sicht kam.

Nun hat Gott dem Menschen aber, neben anderen schwierigen Eigenschaften, ein Gewissen gegeben. Dem durchschnittlichen Homo Parasiticus gelingt es, sich seines Gewissens zu entledigen; doch der Künstler ohne Gewissen hört auf, ein Künstler zu sein. Der Künstler muss also zum Kritiker, zum Totengräber der Klasse werden, die ihn ernährt und der er, wenn auch zugestandenermaßen als Mitglied zweiten Ranges, angehört; zum Kritiker und Totengräber der Klasse, die seine Bücher und Gemälde kauft, sich seine Musik und seine Stücke anhört und ihn mit den Schellen des Hofnarren behängt.“

Auszug aus Stefan Heym´s „Die Augen der Vernunft“ S. 649f.

Fotos von : lulespiek.de

Ein großer Dank geht an das ganze Team der IBUG, ohne das es dieses Event in so hoher Qualität nicht gäbe.

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